«Wir haben 2019 bei der Swiss Innovation Challenge mitgemacht und dort auf dem guten 6. Rang abgeschlossen. Da die BLKB Partnerin der Swiss Innovation Challenge ist, sind wir angefragt worden, ob wir bei der ersten Ausgabe ‹100 fürs Baselbiet› mitmachen wollen. Wir hatten zu dieser Zeit Bedarf einer Finanzierung und haben zugesagt.»
Die Erfolgsgeschichte von Alpha Diagnostics Die Erfolgsgeschichte von Alpha Diagnostics
Alpha Diagnostics ist nicht von einem weissen Blatt Papier aus gestartet, sondern von einem klassischen Spin-off einer anderen Firma. Die Gründer sind alle aus der ehemaligen Jaquet Technology Group gekommen, welche 2016 verkauft worden ist. Monate nach dem Verkauf hat sich gezeigt, dass das Produktsegment der Diagnosegeräte nicht in den Konzern hineinpasst, deshalb wurde diese Produktlinie abgestossen. Das war der Moment für Alpha Diagnostics. Alles musste sehr schnell gehen. Quasi über Nacht brauchten die vier Gründer Büroräume. Sie wurden fündig im Businesspark in Reinach, und los ging’s.
Interview mit Alpha Diagnostics
Wie wurden Sie auf «100 fürs Baselbiet» aufmerksam?
Auf welcher Technologie basiert das AlphaSystem™?
«In der Jaquet Technology Group haben wir vor allem Drehzahlsensoren und -auswertgeräte produziert und uns allgemein mit der Drehzahl der Maschinen beschäftigt. Wir dachten immer, es kann doch nicht sein, dass sich nur die Geschwindigkeit der Maschinen herauslesen lässt. Mit unseren Algorithmen können wir nun aus den Signalen, welche wir von der Drehzahl aufnehmen, nicht nur auswerten, wie schnell die Maschine dreht, sondern auch, wie regelmässig. Und anhand der kleinen Unregelmässigkeiten kann man beurteilen, was in dieser Maschine passiert.»
Welches sind die Hauptvorteile, was nützt es mir konkret, zu wissen, in welchem Zustand sich die Maschine befindet?
«Der Hauptvorteil für die Kundin resp. den Kunden ist, dass die Maschine gezielter gewartet werden kann. Das heisst, man muss nicht mehr alle drei Monate eine Wartung machen, sondern man kann schauen, wie es der Maschine geht und muss nur bei Bedarf ein Wartungsteam schicken. Dadurch lassen sich Wartungskosten sparen. Ausserdem: Motoren, welche nicht ganz rund laufen, brauchen mehr Treibstoff, dies ist ein Kostenfaktor. Und solche Motoren verursachen auch mehr Abgase – ein Umweltfaktor, den man verbessern kann.»
Ist auch die Nachhaltigkeit bei Ihnen ein Thema?
«Ja, absolut! Wir haben eine Technologie, mit welcher wir einen Beitrag leisten können, und interessant wird es erst recht, wenn man eine ganze Flotte damit ausrüsten kann, alle Geräte vernetzt und diese Daten sammelt. Damit kann man, mit den neuen Rechnungsdatenanalysetechnologien – auch Big Data oder künstliche Intelligenz – Daten analysieren und die ganze Flotte sowie den Maschinenpark auswerten und vergleichen.»
Also setzen Sie auch künstliche Intelligenz ein?
«Heute noch nicht. Wir stellen Daten bereit, welche man systematisch ‹abgrasen› kann mithilfe von künstlicher Intelligenz oder mithilfe von Massendatenprozessierungstechnologien. Dies machen wir selbst noch nicht, aber das ist eine mögliche Richtung, in die wir uns vielleicht weiterentwickeln oder in der wir die Zusammenarbeit mit anderen Firmen suchen.»
Wie sieht Ihr Team aus? Wie ist die Aufgabenverteilung?
«Wir sind klassisch gestartet. Es haben sich vier Leute gefunden, die eine grossartige Idee hatten. Statt zu rekrutieren, haben wir geschaut, welche Aufgaben anfallen, und diese möglichst gut verteilt, sodass die Qualitäten der einzelnen Partnerinnen und Partner am besten zur Geltung kommen. So sind wir gut zwei Jahre unterwegs gewesen. Jetzt kommt die Phase, in der wir uns neu sortieren müssen, weil es nicht immer am effizientesten ist, wenn eine Person mit Entwicklungsleiterfunktion selbst Messungen vor Ort macht.»
Wie empfanden Sie den Prozess im Rahmen der Initiative «100 fürs Baselbiet»? Sind Sie zufrieden mit der Zusammenarbeit?
«Der ganze Prozess war sehr einfach. Wir mussten uns in ein bis zwei Gesprächen vorstellen und einen Businessplan präsentieren, nicht anders, als man es bei einem Wettbewerb oder einem Investoren-Pitch machen muss. Das war sehr gut organisiert. Als der Entscheid kam, dass wir im Programm aufgenommen werden, gab es eine Übergabe an den Kundenbetreuer vor Ort – das hat reibungslos funktioniert.»
Sie sind im Businesspark in Reinach zu Hause und zählen schon zu der erfahrenen Start-up-Generation. Welchen Tipp geben Sie Neulingen?
«Es gibt grosse Gefahren, insbesondere für technisch orientierte Start-ups. Oft werden sie gegründet von Ingenieurinnen und Ingenieuren oder Personen aus der Technik, die eine Produktidee haben, von der sie sehr überzeugt sind, wobei die Marktseite aber häufig zu kurz kommt. Die ganze Vertriebsakquisition und das Marketing gehen oftmals unter. Es ist von Anfang an wichtig, den Markt im Auge zu haben, Kundschaft zu gewinnen und an der Kundenfront aktiv zu sein, denn dies hilft dabei, das Produkt zu verbessern.»