Management Summary
Dividenden üben auf Anleger seit jeher eine besondere Anziehungskraft aus. Sie sind eine willkommene Einkommensquelle, vermitteln das Gefühl von Sicherheit, Stabilität und Qualität. Die Tiefzinsphase der letzten Jahre, in denen es gerade für Schweizer Investoren immer schwieriger wurde, mit festverzinslichen Anlagen eine akzeptable laufende Rendite zu erwirtschaften, hat das Interesse von Investoren weiter befeuert. Schweizer Unternehmen zeichneten sich in den letzten Jahren als zuverlässige Dividendenzahler aus. So wurde die Dividendensumme des Swiss Performance Index in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert, während die Dividendenrendite sich im Rahmen von rund 3% eingependelt hat. Die Frage, ob Dividendenzahlungen grundsätzlich sinnvoll sind, kann mit einem überzeugten «Es kommt darauf an» beantwortet werden. So finden sich sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente. Eine Abstimmung auf die persönlichen Umstände und Bedürfnisse erscheint unabdingbar. Neben der klassischen Dividendenausschüttung können Unternehmen auch via Aktienrückkäufe Kapital an ihre Aktionäre zurückführen. Bestehen Kapitaleinlagereserven, sind sogar steuerfreie Ausschüttungen möglich. Bei der Auswahl der richtigen Dividendentitel für das eigene Portfolio sind neben der Höhe der Dividendenrendite weitere Faktoren zu berücksichtigen, was die Konsultation eines Kapitalmarktspezialisten sinnvoll erscheinen lässt. Es ist damit zu rechnen, dass die Summe der Dividenden der rund 200 SPI-Unternehmen im laufenden Jahr auf mehr als 55 Mrd. CHF gesteigert wird. Die ertragreichste Periode ist der Frühling, während die grösste Ausschüttungsdichte in der Periode vom 21. April bis zum 15. Mai zu beobachten ist.
Intro
Dividenden üben auf Anleger seit jeher eine besondere Anziehungskraft aus. Sie stellen eine willkommene Einkommensquelle dar und vermitteln das Gefühl von Stabilität und Qualität. Gerade in volatilen Marktphasen oder in der vergangenen von Tief- bis gar Negativzinsen geprägten Dekade sind sie als konstante Ertragsquelle besonders wertvoll. Wie aber haben sich die Dividenden in den letzten Jahren entwickelt? Sind Dividenden sinnvoll oder mindern sie bloss die Innovationskraft eines Unternehmens, während sie die Steuerlast der Investoren erhöhen?
Dividenden wurden in den letzten Jahren laufend erhöht
Schweizer Unternehmen haben in den letzten Jahren beachtliche Ausschüttungen getätigt. So wurden 2024 in Summe rund 54 Mrd. CHF ausgeschüttet, und auch für 2025 wird erwartet, dass den Aktionären der rund 200 SPI-Titel Dividenden von insgesamt mehr als 55 Mrd. CHF vergütet werden. Wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht, wurde die Dividendensumme in den letzten Jahren meistens angehoben. Ausnahmefälle waren die Krisenjahre 2009 (Finanzkrise) und 2021 (COVID).
Quelle: Bloomberg, BLKB
Ins Auge sticht zudem der Fakt, dass die Dividendenrendite, also die Ausschüttung im Verhältnis zum Indexstand zum Ende des jeweiligen Jahres, in den frühen 2000er-Jahren deutlich anstieg und sich seither bei rund 3% eingependelt hat. Vergegenwärtigt man sich, dass eine Schweizer Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren aktuell rund 0,5% abwirft (Anfang Dezember 2024 sogar kurzzeitig <0,2%), so stellen Dividenden einen interessanten Weg dar, laufende Erträge aus dem Portfolio zu generieren.
Sind Dividendenzahlungen ökonomisch sinnvoll?
Dividenden sind beliebt, unbestritten. Doch sind sie auch ökonomisch sinnvoll? Diese Frage treibt Wirtschaftswissenschaftler immer wieder um, und wie so oft dürfte die Antwort lauten: «Es kommt darauf an.» Kritiker monieren beispielsweise, dass durch die Gewinnausschüttung weniger Kapital für Investitionen zur Verfügung steht, die wiederum künftiges Wachstum und damit potenziell sogar höhere Renditen ermöglichen könnten. So steht der Investor selbst vor dem sogenannten «Wiederanlage»-Problem – soll das Geld nämlich nicht für Konsum eingesetzt werden oder auf dem Sparkonto verweilen, muss es wieder dem Kapitalmarkt zugeführt werden. Dieser Betrachtungsweise steht allerdings entgegen, dass kaum eine Branche unerschöpfliche Wachstumsopportunitäten bietet, die Investitionsmöglichkeiten also beschränkt sind. Ein weiteres Risiko, das oft besprochen wird, sind Fehlanreize für Management-Teams, die sich zu stark auf die Aufrechterhaltung einer Ausschüttung fokussieren und damit möglicherweise eine zu risikoarme Strategie bevorzugen, die nicht im besten Interesse der Aktionäre ist. Um solche Situationen zu vermeiden, lohnt sich eine aktive Selektion der Dividendentitel im Portfolio, die Faktoren wie die Qualität und den Leistungsausweis des Managements berücksichtigt. Im Gegenzug kann argumentiert werden, dass eine Dividendenausschüttung auch eine disziplinierende Wirkung entfalten kann – werden überschüssige Mittel an die Aktionäre zurückgeführt, besteht nicht das Risiko, dass Projekte mit eigentlich zu geringen zu erwartenden Renditen in Angriff genommen werden. Schlussendlich wird oftmals auch die steuerliche Perspektive zur Einordnung von Dividenden herangezogen. Ausschüttungen unterliegen für Schweizer Privatinvestoren der Einkommenssteuer, während Kapitalgewinne steuerfrei sind. Dementsprechend erfreuen sich Aktienrückkäufe und Ausschüttungen aus Kapitaleinlagereserven hoher Beliebtheit.
Aktienrückkäufe bringen einige positive Aspekte mit sich
Nebst den Dividenden sind Aktienrückkäufe in den letzten Jahren zu einer wichtigen Strategie geworden, um Kapital an die Aktionäre zurückzuführen. Unternehmen kaufen dabei ihre eigenen Aktien am Markt zurück und vernichten diese anschliessend. Sie reduzieren so die Anzahl ausstehender Aktien, was den Gewinn pro Aktie steigert, das Angebot schmälert und den Aktienkurs dadurch tendenziell stützt. Im Gegensatz zu Dividenden, die oft als langfristige Versprechen an die Aktionäre gewertet werden und somit beinahe schon als Verpflichtungen für die Unternehmen gelten, sind Aktienrückkäufe flexibler. Die Rückkaufprogramme können je nach Bedarf verlangsamt, beschleunigt oder gar pausiert werden. Vorteile gibt es auch für Investoren: Gerade für Schweizer Anleger, die mehr auf die Gesamtrendite als auf regelmässige Ausschüttungen fokussieren, bieten sie durch die steuerfreien Kapitalgewinne eine valable Alternative zu Dividenden.
Steuerfreie Dividenden mittels Ausschüttung von Kapitaleinlagereserven
Für gewöhnlich finanzieren Unternehmen ihre Ausschüttungen aus den laufenden Gewinnen oder den Gewinnreserven. Es gibt jedoch weitere Möglichkeiten, beispielsweise mittels Ausschüttungen aus den sogenannten Kapitaleinlagereserven. Sie entstehen, wenn ein Unternehmen von Aktionären Eigenkapital über den Nennwert hinaus erhält, beispielsweise durch die Ausgabe neuer Aktien. Diese Gelder dürfen ausgeschüttet werden und gelten nicht als Gewinnausschüttung, sondern als Rückzahlung von investiertem Kapital. Somit entfällt der Verrechnungssteuerabzug, und die Auszahlung muss nicht als Einkommen versteuert werden. Für einkommensorientierte Anleger sind steuerfreie Ausschüttungen eine attraktive Möglichkeit, die Nettorendite zu erhöhen. Nur sind die Reserven begrenzt. Zudem können sich die Regulatorien diesbezüglich ändern: Seit 2020 beispielsweise dürfen solche Dividenden nicht höher sein als Dividenden aus den Gewinnreserven, sprich max. 50% der Ausschüttung ausmachen. Für Anleger gilt es demnach, die Gesetzgebung genau im Auge zu behalten (Ausnahmen: Stammen die Gelder aus ausländischen Kapitalreserven, dürfen 100% steuerfrei ausgeschüttet werden – Beispiele hierfür sind aktuell Holcim und SIG Group). Eine weitere Möglichkeit der steuerfreien Ausschüttung bietet die Nennwertreduktion. Ist eine Unternehmung finanziell gesund und besitzt hohe Liquidität, kann sie durch eine Herabsetzung des Grundkapitals Gelder steuereffizient an die Aktionäre zurückführen und die eigene Kapitalstruktur optimieren.
Die Qual der Wahl
Auf der Suche nach renditeträchtigen Unternehmen könnte man versucht sein, Aktien mit einer möglichst hohen Dividendenrendite (Dividende pro Aktie geteilt durch den aktuellen Aktienkurs) zu bevorzugen. Dies greift allerdings zu kurz, da eine hohe Dividendenrendite auch dadurch entstanden sein kann, dass jüngst ein starker Kursrückgang erfolgt ist, was wiederum auf andere Probleme des potenziellen Investments hinweisen könnte. Eine Möglichkeit zum Umgang damit sind Filterkriterien, die die eigenen Präferenzen abbilden. Beispielhaft haben wir folgende Filterkriterien auf den Swiss Performance Index angewandt:
- Kein Verlust 2024 (Bloomberg Konsens)
- Payout Ratio (Ausschüttungsquote) kleiner als 100% (Bloomberg Konsens: DPS 2025 / GpA 2024)
- Marktkapitalisierung >1 Mrd. CHF
- Die 15 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite (Bloomberg Konsens)
Diese Kriterien fördern die folgende Liste zutage:
Quelle: Bloomberg, BLKB, 1 Bloomberg Konsens
Dabei wird eine Schwäche eines solch einfachen Ansatzes offenbart: die gegenwärtig hohe Konzentration von Titeln aus dem Finanzsektor. In diesem Sektor gibt es viele Unternehmen mit attraktiven Dividendenrenditen; die Finanzmarkttheorie lehrt uns aber, dass es ratsam ist, auch in diesem Kontext auf Diversifikation zu achten. Zudem ersetzt ein einfaches Filtersystem nicht eine fundierte Analyse sowie das Abwägen von Chancen und Risiken. Bei der Ausgestaltung der auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Auswahl ist es daher ratsam, sich von einem Finanzmarktexperten beraten zu lassen.
Ausblick auf die Schweizer Dividendensaison 2025
Schlussendlich stellt sich für Anleger die Frage, wann man mit den Ausschüttungen der Dividendentitel im Depot rechnen kann. Eine Indikation hierzu liefert die folgende Darstellung. Sie zeigt die zu erwartenden Ausschüttungen (per Ex-Datum) der Unternehmen im Swiss Performance Index für das laufende Jahr.
Quelle: Bloomberg, BLKB
Die ertragreichste Periode ist der Frühling. Die ersten Dividendenzahlungen werden bereits im März erwartet, während die grösste Ausschüttungsdichte mit mehr als 60 Unternehmen in der Periode vom 21. April bis zum 15. Mai zu beobachten ist.
Fazit
Der Schweizer Aktienmarkt bietet eine grosse und qualitativ hochstehende Auswahl an Dividendentiteln. Ob sich eine Dividendenstrategie für einen Investor eignet, bleibt aber von den individuellen Zielen und Präferenzen abhängig. Für Anleger, die auf Kapitalgewinne aus sind und eine hohe Risikofähigkeit und -bereitschaft besitzen, könnten andere Strategien geeigneter sein. Möchte ein Anleger aber regelmässige Einkommensströme generieren, um seine Ausgaben zu finanzieren, so können Anlagen in Dividendentitel der richtige Weg zum Ziel sein. Hierbei gilt es jedoch auf die Qualität und auf eine nachhaltige Dividendenpolitik der Unternehmen zu achten sowie auch die steuerlichen Folgen der Ausschüttungen einzukalkulieren.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei personenbezogenen Hauptwörtern die männliche Form verwendet. Im Sinne der Gleichbehandlung gilt diese für alle Geschlechter.