America First!
Mit der Wahl von US-Trump und seinen bereits angekündigten politischen Massnahmen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass den USA eine sanfte Landung gelingt. Die jüngst publizierten Wirtschaftsdaten bekräftigen eine robuste Konjunkturentwicklung und eine überraschend solide Konsumentenstimmung, während auch der Arbeitsmarkt noch keine ausgeprägten Schwächeanzeichen zeigt. Damit ist mittlerweile eine starke Divergenz der derzeitigen Wirtschaftsverfassung zwischen den USA und anderen Regionen festzustellen. Die Wachstumserwartungen liegen mit 2 % deutlich über jenen der Eurozone oder der Schweiz.
Trumps Politik könnte jedoch eine negative Auswirkung auf die Inflationsentwicklung haben. Handelshemmnisse wie zusätzliche Zölle und eine harte Migrationspolitik dürften die Inflation wieder anheizen. Das Risiko der «Trumpflation» ist also gestiegen, das Ausmass dieses Effektes bleibt jedoch abzuwarten. Als direkte Konsequenz der Präsidentschaftswahl ist jedoch mit weniger Zinssenkungen der US-Notenbank zu rechnen. Die Fed dürfte die Inflation weiterhin genau im Auge behalten und sieht angesichts der guten Wirtschaftsentwicklung wenig Dringlichkeit für eine zu starke Lockerung der Geldpolitik.
Europa im Abwärtsstrudel
Europas Wirtschaft kommt nicht auf Touren. Die letzten Wirtschaftsdaten deuten sogar auf einen Rückgang hin. Neben den hausgemachten Wirtschaftsproblemen in Deutschland oder auch Frankreich lastet die politische Ausgangslage auf der konjunkturellen Entwicklung. Der zu erwartende Protektionismus der Trump-Administration kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Flächendeckende Strafzölle von 10 %, wie Donald Trump droht, könnten die Eurozone bis zu 1 Prozentpunkt an Wirtschaftsleistung kosten. Damit würde das Wachstum wohl negativ ausfallen. Die bisherigen Wachstumsprognosen von knapp 1 % dürften daher zu optimistisch sein. Auch die Schweiz wird sich der schwachen Entwicklung der Nachbarländer nicht entziehen können und die hiesige Wirtschaft dürfte Mühe haben, die Wachstumsprognose von bisher über 1 % für 2025 zu erfüllen. Dies auch angesichts des starken Schweizer Frankens und einer mittlerweile eher bedenklichen Inflationsentwicklung resp. möglicherweise drohender Deflationsszenarien.
China unter Druck
Chinas Wirtschaft dürfte auch mit den angekündigten Stimuli Mühe haben, die angepeilte Wachstumsbeschleunigung auf 5 % zu bewerkstelligen. Zu gross sind die Probleme am Immobilienmarkt und zu stark sind die negativen Auswirkungen auf den Konsum. Zudem dürfte Chinas Aussenhandel als Exempel für Trumps neue Politik gelten und ins Visier von hohen Zöllen geraten. Damit dürfte sich Chinas Wachstumsschwäche unseres Erachtens weiter manifestieren.