Trumpflation oder Trumpcession
Trumps Politik prägt den globalen Wirtschaftsausblick stärker als angenommen. Bisher war die Annahme, dass Trumps politisches Programm mit einer «Trumpflation» einhergeht, also einer durch seine Handlungen initiierten Inflation. Als wichtigste Auslöser gelten Handelshemmnisse, Steuersenkungen und die Migrationspolitik. Im letzten Monat wurde ein neues Modewort in Umlauf gebracht: die «Trumpcession». Das Wortspiel aus Trump und Rezession greift die jüngst aufgeflammten Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten auf. Die Angst schürten einzelne Konjunkturdaten, die innert Monatsfrist negative Wachstumsraten vorhersagten, sowie die sich jüngst deutlich eintrübende Konsumentenstimmung. Der rasche Richtungswechsel nach bisher sehr robusten US-Wirtschaftsdaten ist jedoch vorderhand auf verzerrende Effekte von Trumps Zollpolitik zurückzuführen.
Wir erachten die Angst vor einer US-Rezession als übertrieben, dennoch gehen auch wir davon aus, dass die erratischen Beschlüsse spürbare Folgen haben werden. Beinahe im Tagestakt ändert Trump die Höhe, den Umfang und die Zielländer protektionistischer Zölle und kreiert für Unternehmen eine hohe Unsicherheit. Ein konjunktureller Bremseffekt ist die logische Folge. Wir rechnen deshalb damit, dass die Wachstumsannahmen von beinahe 2,5 % für das laufende Jahr zu hoch sein dürften. Des Weiteren gehen wir unverändert davon aus, dass Trumps Politik in der Inflationsentwicklung Spuren hinterlässt und die Inflationsschätzungen weiter in die Richtung von 3 % tendieren dürften.
Europas Befreiungsschlag
Europa überraschte im vergangenen Monat mit einer historischen Reaktion auf den Eklat zwischen Trump und Selenskyj. Deutschland lockerte unter der neuen Führung von Friedrich Merz seine Fiskalpolitik und beschloss ein Milliardenpaket. Weite Teile Europas ziehen mit. Damit werden über die nächsten Jahre allein in Deutschland über 1000 Milliarden Euro in Verteidigung und Infrastruktur fliessen. Dies dürfte einen wichtigen Teil zur Beendigung der lang anhaltenden Stagnation beitragen. Für das laufende Jahr erwarten wir noch überschaubare Effekte und rechnen – unter anderem aufgrund der bremsenden US-Zölle – mit einem Wachstum zwischen 0 und 1 %. Im nächsten Jahr dürfte die europäische Wirtschaft hingegen an Dynamik aufnehmen. Davon sollte ebenfalls die Schweiz profitieren. Auch hier erwarten wir für das Jahr 2025 ein Wachstum von weiterhin nur rund 1 %, danach aber gehen wir von einem steten Anstieg der Wachstumsraten aus.
Asien belastet durch Chinas Schwäche
Asien wächst weiterhin deutlich stärker als andere Regionen, erreicht aber nicht die altbekannte Wachstumsstärke. Dazu fehlen die wichtigen Wachstumsimpulse aus dem Reich der Mitte: Chinas Wirtschaft dürfte das angestrebte Wachstumsziel von 5 % nicht erreichen. Die Probleme am Immobilienmarkt lasten weiterhin auf der Konsumentenstimmung und die staatlichen Stimuli verfehlten bisher ihre Wirkung. Hinzu kommt das Risiko eines Handelskriegs mit den USA.