«Teilen statt kaufen» ist das neue Geiz ist geil». Ein Slogan, der das Verhalten steuert. Die kurz vor dem Jahrtausendwechsel geborenen Millennials sind zwischen 25 und 40 Jahre alt und mit den «Sharing»-Möglichkeiten aufgewachsen. Warum ein Auto besitzen, wenn Carsharing die Möglichkeit bietet, ein Auto stunden- oder tageweise auszuleihen? Keine Versicherung, kein jährlicher Service, kein Verstauen und Wechseln von Winter- respektive Sommerpneus.
Nachhaltigkeit als Lifestyle
Warum sonst setzen längst nicht mehr nur Reformhäuser, sondern auch Discounter auf bio? Weshalb versehen Kleiderladenketten Billig-T-Shirts mit Nachhaltigkeitslabeln? Warum legen Möbelhäuser Wert auf klimapositives Holz? Der schonende Umgang mit Ressourcen ist zum Lifestyle geworden.
Die Generation Y kennt es nicht anders. Kein Wunder, sind Millennials punkto nachhaltigen Konsums die beliebteste Zielgruppe: Sie verdienen im Gegensatz zu den Vertretern der jüngeren Generation Z oftmals schon eigenes Geld, gleichzeitig handeln sie im Schnitt umweltbewusster und damit nachhaltiger als viele Vertreter der älteren Generationen. Studien von Nielsen und Deloitte belegen, dass die Millennials von allen Konsumentengruppen am ehesten mehr für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zahlen. Was sie zudem interessant für den Markt macht: Sie sind als erste Generation in der digitalen Welt aufgewachsen. Daher gelten Vertreter der Generation Y auch als «Digital Natives». Online Ferien buchen ist für sie genauso normal wie per App ein Taxi bestellen. Und wenn ein neues Möbel hermuss: Internet! Bei Älteren ist davon auszugehen, dass sie das neue Sofa im Laden probesitzen und kaufen.
Eine Frage der Verfügbarkeit
«Weil die Generation Y die Fehler ihrer Eltern wiedergutmachen will, rücken umweltbezogene Themen in den Mittelpunkt. Ein nachhaltiges Konsumverhalten wird zum Aushängeschild, Bio-Siegel und grüne Verpackungen ersetzen klassische Statussymbole», heisst es in einem Blog-Artikel der All-in-one-Plattform HubSpot. Analysen wie diese erwecken den Eindruck, als wären Millennials die Guten – und alle anderen nicht. Ganz so einfach ist es nicht. Nachhaltigkeit ist auch eine Frage der Verfügbarkeit – Alter hin oder her.
Grosse Vielfalt
Nachhaltiger Konsum hat viele Gesichter. «Teilen statt kaufen», secondhand oder unverpackt sind mögliche Varianten:
- Am Allschwilerplatz in Basel verkauft Niklaus Fäh in seinem «Hoflade in dr Stadt» Bohnen, Zwetschgen, Salate und alles, was die Baselbieter Bauern, bei denen er seine Ware bezieht, saisonal im Angebot haben. Aus dem ehemaligen Kiosk auf der Tramhaltstelle ist von der Zigaretten- und Zeitungs-Verkaufsstelle eine Anlaufstelle für Salat und Suppen geworden.
- Online-Brockenhäuser und Verkaufsgruppen in sozialen Netzwerken sind gefragter denn je. Und weil viele der dort angebotenen Schätze etwas «Unterstützung» brauchen, um wieder im alten Glanz zu erstrahlen, hilft das nächste Angebot:
- Das Leihlager im Basler Matthäusquartier bietet all die Gegenstände an, die man manchmal zwingend braucht, die aber im Alltag eines Otto-Normal-Verbrauchers kaum eine Rolle spielen: Heckenscheren, Winkelschleifer oder eine Discokugel.
- In Birsfelden gibt es seit vergangenem Dezember die «Füllstelle», ein sogenannter Unverpackt-Laden, in dem Hörnli und Getreide aus Gläsern direkt abgefüllt werden. Inhaberin Désirée Jaun ist überzeugt, dass das Bedürfnis nach Alternativen wie weniger Plastik und mehr regionale und faire Produkte angestiegen sei.