Divergierendes Wirtschaftsbild
Die Weltwirtschaft zeigt ein divergierendes Bild. Die USA hält sich dank der anhaltenden Konsumfreude der Amerikaner nach wie vor stabil. Der Blick auf das sich zu Ende neigende Corona-Polster sowie Zins- und Inflationssorgen offenbart jedoch die Fragilität dieser Wachstumsstärke für die kommenden Quartale. In Europa stagniert die Wirtschaft, jedoch steigt die Hoffnung, dass wir die Talsohle durchschritten haben. In Asien bremsen die anhaltenden Schwierigkeiten im Reich der Mitte: Chinas Wachstumsambition von 5 % dürfte für das laufende Jahr kaum zu erreichen sein, dass die Wachstumsambition unter historischen Werten liegt. Wir sehen uns also weiterhin mit einem anspruchsvollen konjunkturellen Umfeld konfrontiert. Für das laufende Jahr erwarten wir jedoch positives – wenn auch unterdurchschnittliches Wachstum. Die Rezessionswahrscheinlichkeiten haben sich über die vergangenen Monate weiter reduziert.
Amerika auf dem Weg zur sanften Landung
Amerika bleibt eine zentrale Wachstumslokomotive, wird angesichts der negativen Auswirkungen von hohen Zinsen und den hartnäckigen Inflationsraten jedoch an Schwung verlieren. Der Blick auf den anhaltend starken Arbeitsmarkt und die bisherige Konsumfreude lässt jedoch die Rezessionswahrscheinlichkeit weiter sinken und impliziert, dass den USA eine sanfte Landung gelingt. Dennoch bleiben die derzeitigen Wachstumserwartungen unseres Erachtens zu hoch. Angesichts der bevorstehenden Wachstumsverlangsamung rechnen wir nicht mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung von über 2 %.
Europa: Licht am Ende des Tunnels
Als Folge der bereits lange währenden Stagnation in der Eurozone hat sich die Europäische Zentralbank dazu entschieden, im Juni die Zinswende einzuläuten. Damit greift sie Europas Wirtschaft unter die Arme. Nötig haben dies allen voran die beiden grossen EU-Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich. Deutschland tritt konjunkturell auf der Stelle und Frankreich sieht sich mit politischen Risiken konfrontiert, welche auch nachhaltig auf die Refinanzierung Auswirkungen haben könnten. Der EZB-Entscheid kommt da zur richtigen Zeit, dem ein wenig entgegenzuwirken. Dennoch erwarten wir für die Eurozone in diesem Jahr nur ein Wachstum von unter 1 %. Als grosser Handelspartner spürt auch die Schweiz die Folgen dieser Entwicklung: Auch die hiesige Wirtschaft wird 2024 ein Wachstum von nur knapp über 1 % erzielen. Im Gegensatz zur Eurozone befindet sich die Schweiz jedoch mit Blick auf die Inflation bereits auf Zielwert, was der SNB erlaubt hat, im Juni den zweiten Zinsschritt zu vollziehen.
Chinas Wachstumsschwäche hält an
Chinas Wachstumsschwäche wird in der zweiten Jahreshälfte anhalten. Zu den Problemen Immobiliensektor und geopolitische Spannungen kommen erneut Handelszölle (u.a. seitens USA) als Wachstumshindernis hinzu. Für 2024 erachten wir das Wachstumsziel von 5 % weiterhin als zu ambitiös.